Aus den Wetterdaten im Kleingarten zeigte sich folgendes Bild:
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Juli mit zwei unterschiedlichen Witterungsperioden
Insgesamt betrachtet ist das Wetter im Monat Juli in Ahlen nass und warm verlaufen. Betrachtet man den Wetterablauf jedoch im Detail, so erhält man ein differenziertes Bild. So kann man den Ablauf grob in zwei Hälften unterteilen. Die erste Monatshälfte war sehr warm bis sehr heiß und lieferte zudem ein größeres Regenereignis.
Tief "Poly" und ihr Höhentrog bringen Starkregenfälle
Erst einmal beschäftigte uns rege Tiefdrucktätigkeit zwischen Island und England, die sich bis zum 4. Juli zunehmend über Skandinavien ihren Schwerpunkt fand. Verbunden waren damit ein zeitweise lebhafte, zyklonale Westströmung in 500 hPa. Mit dieser Luftströmung wehten warme aber oft wolkenreiche Luftmassen in unseren Raum. Außerdem lebte der Wind zum wiederholten Male stark bis stürmisch auf. Der westlich von Irland zurückhängende Randtrog entpuppte sich am 5. Juli mit seinem Durchgang über Belgien nach Dänemark als besonders aktiv und aktivierte das Bodentief "Poly" über Südengland, das ebenfalls nach Dänemark weiterzog. Beim Durchgang entluden sich über Ahlen zwischen 19:20 Uhr und 20 Uhr mit Unterbrechungen ergiebige Starkregenfälle, die von Gewittern durchsetzt waren. Innerhalb dieses Zeitraums gingen im Kleingarten 26,1 l/m² Regen nieder. Aus anderen Teilen Ahlens wurde mir von 40-60 l/m², insbesondere in der Bauernschaft Achterkamp, berichtet.
Afrikanischer Höhenrücken mit sehr heißen Luftmassen
Nach diesem nassen Intermezzo brachte uns ein kräftiger Höhenrücken in rund 5,5 Kilometern Höhe, der von Nordafrika bis Mitteleuropa einen Ast ausbreitete, hochsommerlich heiße Witterung. Unterstütz vom Bodenhoch "Evi", das mit seinem Schwerpunkt zügig von der Biskaya am 7. Ostdeutschland ansteuerte und eine von Skandinavien meridional zum Balkan ausgerichtete Hochdruckzone bildete. Damit setzte sich afrikanische Heißluft nordwärts in Bewegung. Am 9. Juli wurde die heißeste Temperatur des Julis mit 34,9 Grad Celsius im Kleingarten gemessen. Immerhin war die Luft am 8. mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von 25 % am Nachmittag ziemlich trocken. Sehr mild blieben auch die frühen Morgenstunden mit Tiefstwerten von 14 bis 19 Grad C in zwei Meter Höhe.
Tief "Sandor" bringt Übergang zu Regenwetter bei weiterhin sommerlichen Temperaturen
Bis zum 15. hatten wir mit weiteren Tiefs und ihren Ausläufern, die vom Atlantik über England ins Nordmeer zogen, mit sehr warmer bis heißer und wechselhafter Witterung zu tun. Zeitweise gab es Regen der Regenschauer.
Eine Umstellung zu langsam etwas kühlerem Wetter leitete Tief "Sandor" ein. Es zog von England in die norwegische See des Nordmeers und pumpte sich kräftig auf. In der von Westen einströmenden warmen und feuchten Atlantikluft gab es wiederholt Regen oder Gewitter. Mit Höchsttemperaturen von 25 bis 26 Grad C blieb es sommerlich warm. Dies änderte sich ab dem 21., weil die Luftmassen nun häufiger aus Nordwesten über die Nordsee zu uns gelangten. Auf diesem Kurs wanderte am 23. das Tief "Unai" bei weiterer Verstärkung nach England und bildete anschließend einen Bodentrog aus, der von Skandinavien bis zur Bretagne reichte. Unter seinem Einfluss gingen am 24. insgesamt 17,0 l/m² Regen nieder. Präfrontal und auf der Rückseite von "Unai" kamen die Temperaturen über 22 Grad C nicht mehr hinaus. Weitere Regenschauer und Gewitter standen auf der Tagesordnung. Am 27. steuerte schon das nächste Tief Namens "Ventur" auf Kontinentaleuropa zu. Seine wellende Warmfront und die Unterstützung aus der Höhe durch einen Höhentrog sowie eine auf Nordwest drehende Höhenströmung ließen erneut ergiebige Regenfälle durchziehen. Erneut waren 17 l/m² Regen gefallen. In der nun kühleren Luftmasse stieg der Quecksilberfaden auf 21 bis 22 Grad C.
Letzte Juli-Tage bringen nochmals ergiebigen Regen
Auch an den letzten Julitagen war an keine Wetteränderung zu denken. Ergiebiger Regen mit 12,9 l/m² am 29. und weiteren 21,5 l/m² am 31. bis zum späten Abend machen den Juli zum nassesten Juli nach dem Jahr 2017. Der Schuldige bekam zu Recht den lausigen Namen "Wenzeslaus" von der Fu-Berlin zugewiesen. Die Warm- und wellende Kaltfront waren mit viel Hebung und feuchter Luft an diesen Regenfällen beteiligt.
Juli belegt mit dem Jahr 2017 den 2. Platz der nassesten Julimonate seit 1995
Unter dem Strich ergibt sich in Ahlen für den Monat Juli eine Monatsmitteltemperatur von 19,3 Grad C im Kleingarten. Diese liegt um 1,5 Grad Kelvin über der Klimamitteltemperatur 1961-90. Zum Vergleich mit der jüngeren Klimareihe aus Ahlen von 1995-2022 ergibt sich ein geringes Minus von 0,3 Grad Kelvin zu. Bei der Regenmenge war mehr als eine Verdoppelung zur langjährigen Durchschnittsmenge festzustellen. Die Gesamtmenge betrug an der Station Pattenmeicheln 146,9 l/m², was rund 207 % vom langjährigen Durchschnitt entspricht. Die mittlere Höchsttemperatur beträgt im Kleingarten in zwei Meter Höhe 25,0 Grad C, die mittlere Tiefsttemperatur 14,0 Grad C. Der tiefste Nacht-/ Früh Wert betrug am 26. 9,2 Grad C. Der niedrigste Höchstwert betrug am 31. 18,6 Grad C. Der mittlere Luftdruck erreichte in Ahlen 1013,9 Hekto-Pascal über Meereshöhe. Die mittlere relative Luftfeuchtigkeit lag bei einem Mittelwert von 74 Prozent. Auf den Feldern wurde ab dem 5. Juli die Wintergerste reif. Wenige Tage später ging es mit der Ernte auf vielen Feldern los. Doch mit dem Beginn der Regenfälle wurde ein Drusch ab dem 20. unmöglich da ein Abtrocknen nicht erfolgte.
- ©klimakroete.de – Günter Voßwinkel - 01.08.2023